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Fritz Griebel: Birnenernte, 1927, 61,5 x 49 cm, fg0030
Fritz Griebel: Birnenernte, 1927, 61,5 x 49 cm, fg0030

Fritz Griebel: Birnenernte am Gelben Schloss

Die Ernte ist ein wesentlicher Bestandteil im Leben des Menschen, die auch in der bildenden Kunst eine bedeutende Rolle spielt. Die Feldarbeit ist eng an ein naturzyklisches Verständnis gebunden. Am häufigsten sind Getreide-, Heu- und Weinernten, seltener Obst- und Kartoffelernten dargestellt.

Bereits in der ägyptischen Wandmalerei und Reliefkunst gibt es Zeugnisse von Erntebildern durch Einzelfiguren von Schnittern und Garbenbindern, aber auch als Massenarbeit mit Aufseher (Grab des Menena). Weinlesedarstellungen galten in der Spätantike und dem frühen Christentum als Lebens- bzw. Unsterblichkeitssymbole. In mittelalterlichen Monatszyklen werden in den Stundenbüchern (Herzog
von Berry) die Schilderungen umfassender, indem die Landschaft mit einbezogen wurde. Auch allegorische Darstellungen der „Vier Jahreszeiten“ deuten auf die Ernte hin. Die ersten bedeutenden

Werke in der Tafelmalerei schuf Pieter Breughel der Ältere (1525/30–1569). Seit dem 19. Jahrhundert, in dem es zahlreiche Erntemotive gibt, differenziert sich die weltanschauliche Darstellung: Sie berichtet von der Größe und Mühe der Arbeit ebenso – und verfolgt dabei einen sozialkritischen Ansatz – wie sie das Landleben verklärt, das bis zu konservativen und teilweise antizivilisatorischen Ansätzen reicht, in der „Kunst um 1900“ auch völkische Vorstellungen mit einbezieht. In der sozialistischen Kunst sollte mit Erntebildern Gemeinschaftlichkeit und neue Möglichkeiten der befreiten Arbeit auch auf dem Land propagiert werden.

Fritz Griebels Erntebild zeigt zwei Männer, die jeweils auf einer Leiter stehend Birnen vom Baumpflücken und diese in ihren Korb legen. Voller rötlicher Früchte steht der hohe Birnbaum (Pyrus communis). Griebel, der nach seinem Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin sich 1927 wieder in Heroldsberg als freischaffender Künstler niederließ, hatte sein Atelier im Gelben Schloss, einem ehemaligen Herrensitz der Freiherren von Geuder.

Möglicherweise hielt er die Szene von einem Fenster aus fest, ist doch der Betrachterstandpunkt erhöht. Der horizontale Bildausschnitt wird von Grüntönen der Birnbäume und Sträucher des Gartens dominiert. Das Rot der vertikalen Hausdächer ist ihr farblicher Kontrast. Es ist eine unaufgeregte Szene ländlichen Lebens, fernab von heutiger Akkordarbeit auf Obstplantagen.

Text: Antje Buchwald, Oktober 2020

  • Fritz Griebel (1899-1976)
  • 1927
  • Weißes Schloss Heroldsberg
  • Malerei
  • Öl auf Leinwand
  • fg0030
  • 61,5 x 49 cm

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