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Fritz Griebel: Werk des Monats im Juli

Das Sujet ,Blumen und Frauen‘ durchzieht die Kunstgeschichte. Der symbolische Gehalt der Blumen wird dabei auf die Dargestellte übertragen. In dem Andachtsbild Paradiesgärtlein aus dem 15. Jahrhundert sitzt Maria, ein Gebetbuch lesend, im Paradies, umgeben vom musizierendem Jesuskind sowie Engeln und Heiligen. Umfangen wird der Garten mit seinen botanisch und zoologisch präzise wiedergegebenen Pflanzen und Vogelarten von einer Mauer. Das Motiv des hortus conclusus (lat. geschlossener Garten) war eines der Hauptthemen spätmittelalterlicher Glaubenswelt, symbolisiert es doch die Jungfrauengeburt des Kindes.

Die diversen Blumen gehören zu den marianischen Symbolen. So symbolisiert beispielsweise die Madonnen-Lilie Reinheit, Keuschheit und die unbefleckte Empfängnis; die dornenlose Rose bezieht sich auf eine alte Legende, wonach diese Blume vor dem Sündenfall der Menschen keine Dornen hatte, Maria, von der Erbsünde bewahrt, wurde „Rose ohne Dornen“ genannt; die Akelei bezieht sich auf Marias Demut und ihre wunderbare Mutterschaft; und das frühblühende und wohlriechende Maiglöckchen mit seinen weißen nickenden Blüten symbolisiert die keusche Liebe und Demut Marias.

Griebels exquisite vertikale Kreidezeichnung zeigt wenige Bildobjekte: einen Blumenstrauß und ein Büstenporträt einer nackten Frau, die aus dem Bildrahmen ragt. Betrachten wir uns zunächst die Frauendarstellung. Sie ist Zeugnis von Griebels Antikenrezeption, die er in eine moderne, symbolische Bildsprache überführte. Wie gemeißelt heben sich die lange, ebenmäßige Nase und Mund aus dem ovalen Gesicht hervor. Die mandelförmigen Augen, deren Lider leicht nach unten gezogen sind, blicken melancholisch in die Ferne. Dunkle, leicht gewellte, längere Haare scheinen sich am Kopf mit den Schattenzonen im Gesicht, Hals und Schulter zu verschmelzen. Ein großes, leicht spitz zulaufendes Ohr, ebenfalls verschattet, blitzt auf.

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