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Werk des Monats im Januar

Haus im Winter

Fritz Griebel | 1941 | Technik: Öl/Leinwand | 58 x 48 cm | Weißes Schloss Heroldsberg

Fritz Griebel: Haus im Winter, 1941, Öl/Leinwand, 58 x 48 cm, Nr.: FG 1068

In einer hügeligen Schneelandschaft steht fast in der Bildmitte ein gelbes Haus mit rotem Satteldach. Hinter dem Haus stehen kahle Bäume – ein Obstgarten? Ein dunkelbrauner Feldweg verläuft in einem Halbkreis um das Grundstück. Die warmen Farben ziehen sofort den Blick des Betrachters auf sich in dem kühlen, von Blau- und Weißtönen dominieren Winterbild.


Brüder Limburg: Februar-Bild, 1410–16, Velum/Tinte, Tempera, Blattgold, 30 x 21,5 cm. Musée Condé, Chantilly. Quelle: www.wikipedia.org

Oberhalb der Hügellandschaft befindet sich rechts ein größeres Häuserensemble, ebenfalls in Gelb und Rot, jedoch auch mit grauer Hausfassade. Eine blaue Hügelkette scheint mit der wolkenlosen Himmelszone fast zu verschmelzen.

Die kahlen Sträucher und Bäume im Vordergrund sind beschnitten und geben den Blick auf die Schneelandschaft frei, die horizontal komponiert ist. Die senkrecht verlaufenden Grünstreifen in der weißen Bildfläche unterstützen dies.

Von Fritz Griebel sind nur wenige Winterlandschaften bekannt. Entwickelt aus den Monatsbildern der Stundenbüchern des 14. und 15. Jahrhunderts, hatten Winterlandschaften in der Romantik und im Impressionismus ihre Blütezeit.

Das Februar-Bild des Stundenbuchs des Herzogs von Berry (1340–1416) (Les Très Riches Heures du Duc de Berry), gemalt von den Brüdern von Limburg zwischen 1410 und 1416, zeigt – wie die übrigen Monatsbilder auch – oberhalb des Bildes eine Lünette. In ihr sind im äußeren Bogen das Tierkreiszeichen Wassermann und Fische vor einem monochromen Himmel mit Sternen abgebildet. Darunter ist in jedem Monatsbild die herrschende Planetengottheit in einem Sonnenwagen dargestellt.

Lucas van Valckenborch (ca. 1535–1597): Ansicht von Antwerpen mit zugefrorener Schelde, 1593, Öl/Eichenholz, 42,4 x 63,2 x 0,9 cm. Städelmuseum Frankfurt a. M., Inv.Nr.: 668. Quelle: www.sammlung.staedelmuseum.de

Das rechteckige Bild darunter zeigt eine seinerzeit seltene naturnahe Schilderung der zu überwiegenden Teil in der Landwirtschaft arbeitenden Menschen im Winter. Ein Mann geht mit seinem Esel zu einem sich auf einem Hügel befindlichen Dorf zu, ein anderer schlägt Holz, um wärmendes Feuer machen zu können. Die Schafe rücken dicht beieinander, die Nebelkrähen scharren nach Futter. Der Blick in das Bauernhaus zeigt Bauern mit zur Feuerstelle erhobenen Händen – die traditionelle Geste im Winter. Eine vornehme Dame wendet sich von der Szene ab.

Malten die Brüder Limburg (Paul, Johan, Herman † 1416) den Einfluss des Winters auf die Menschen, konzentriert sich Griebel auf die Landschaft. Der Schnee verwandelt das Antlitz der Natur. Er taucht alles in ein Weiß, das jedes Geräusch dämpft. Der Himmel erscheint in Blaugrau. Die Natur schläft. Glücklich kann sich der schätzen, der nicht obdachlos ist.

Carl Gustav Carus (1789–1869): Winterlandschaft mit verfallenem Tor, 1816/18, Öl/Lwd., 22 x 28,5 cm. Galerie Neue Meister, Dresden, Inv.Nr.: 83/02. Quelle: www.wikipedia.org

Winterlandschaften können neben dem Vergnügen auf dem zugefrorenen See auch symbolisch mit ihren kahlen Ästen und düsterer Atmosphäre auf den Tod hindeuten. Griebels Winterlandschaft, gemalt 1941 während des Zweiten Weltkrieges, ist hingegen von heiterer Stimmung. Der Himmel ist nicht grau verhangen. Das gelbe Haus mit rotem Dach im Zentrum ist nicht nur farbiger Akzent, sondern auch ein willkommen heißender Zufluchtsort.

Der Schnee ist an einigen Stellen der Wiese bereits etwas geschmolzen, so dass das grüne Gras wieder sichtbar wird. Die beginnende Schneeschmelze könnte symbolisch als Hoffnung auf bessere Zeiten interpretiert werden.

Antje Buchwald, M.A.

 

 

 

 

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